Jahresbericht 2017
Der vorliegende Jahresbericht gibt Rechenschaft über die Vereinstätigkeit des Förderkreises Kleine Hände e.V. im Jahr 2017 ab. Der Vorstand hat sich engagiert dafür eingesetzt, Familien in schwierigen Lebenssituationen beizustehen. Besonders gefreut hat uns, dass wir drei Familien dabei unterstützen konnten, in eine neue Wohnung einzuziehen. Ein angemessener Wohnraum ist eine elementare Voraussetzung für ein gedeihliches Familienleben.
Unsere Hauptversammlung
fand am 7. März 2017 im Gasthaus „Roter Ochsen“ in Ellwangen statt. Der Vorstand wurde durch die anwesenden Mitglieder für das vergangene Jahr 2016 entlastet. Bettina Vierkorn-Mack wurde als Vorsitzende wiedergewählt, ebenso die Beisitzer/innen: Gabriele Hannemann, Heidrun Köder, Irmgard Maier-Schunder, Jürgen Volmer und Margot Wagner. Als Kassenprüferinnen sind Carola Praxl und Elisabeth Hild gewählt. Frau Cindy Lang von der AJO e.V. (Aktion Jugendberufshilfe im Ostalbkreis) hielt einen Vortrag über die Tätigkeitsfelder der AJO in Ellwangen, insbesondere über das so genannte „Frauenprojekt“.
Das Projekt ElternBedenkZeit
läuft im 5. Jahr und wird gemeinsam von Caritas, Elternschule St. Anna-Virngrund-Klinik und Kleine Hände e.V. durchgeführt. Vier Schulungen mit rund 45 Teilnehmer/innen fanden statt. (Uhlandrealschule Aalen, Berufsschule Ellwangen, Kocherburgschule Unterkochen, Propsteischule Westhausen). Mit dem Projekt wollen wir Jugendlichen ab der 9. Klasse einen realistischen Blick auf eine Elternschaft gewähren. Die Caritas will das erfolgreiche Projekt im Raum Schwäbisch Gmünd ausweiten. Sie suchen vor Ort entsprechende Partner und wollen die Babypuppen dafür ausleihen, womit wir einverstanden sind.
Gemeinsam mit den Trägern des Netzwerkes für Alleinerziehenden
in Ellwangen haben wir im Mai 2017 einen Neustart des Alleinerziehenden-Treffs organisiert. Bei einer sehr gut besuchten Kinoveranstaltung in Ellwangen, die wir finanziert haben, konnten wir die Bedürfnisse von Alleinerziehenden abfragen. Vor allem Regeneration wurde hier sehr häufig genannt. Im September startete Charlotte Raubach von der Caritas mit regelmäßigen, monatlichen Treffen. Die Besucherzahl schwankte zwischen sieben und drei Teilnehmerinnen auf niedrigem Niveau. Im Dezember veranstalteten wir noch einmal einen Kinonachmittag als besonderes Highlight im Advent. 12 Alleinerziehende mit 15 Kindern nahmen daran teil.
Das Projekt „Familienpaten“ ruhte in 2017.
Wir haben in diesem Jahr auf einen Marktstand
am „Fuchseck“ verzichtet, da an den Septemberwochenenden auf dem Markt die Parteien für die Bundestagswahl warben.
Unser E-Mail-Verteiler
enthält momentan 146 Email-Adressen. Im vergangenen Jahr konnten wir in 33 Fällen unterschiedlichster Art helfen. Wir haben Kinderkleidung, mehrere Kinderwägen, Buggy, Waschmaschine, Spielsachen, Kinderbücher und vieles mehr erhalten und weitergegeben. Im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir für Kinderwägen in der Hallerstraße, die wir in der Vergangenheit dort hingebracht haben, einen Kontakt zum Repaircafé hergestellt. Damit solche mit kleinerem Reparaturbedarf (platter Reifen u.ä.) wieder genutzt werden können.
Im Jahr 2016 hatten wir 8 neue Anfragen für unsere Babysittervermittlung. Zwei Anfragen haben wir an den Tagesmütterverein PATE verwiesen, da die benötigten Zeiten nicht von unseren Babysittern abgedeckt werden konnten. In einem Fall hatten wir vor Ort leider keinen Babysitter zur Verfügung. Eine Schulung haben wir nicht durchgeführt, aber für 2019 wieder fest eingeplant. Von einem entsprechenden Zeitungsbericht über die Schulung erhoffen wir dann auch wieder eine größere Nachfrage nach unserem Babysitterdienst.
Zum Jahresende brachten wir den von uns betreuten Familien wieder Weihnachtsgeschenke
für die Kinder und für die Eltern Gutscheine für Lidl und Netto.
Im Jahr 2017 hatten wir Kontakt zu knapp 20 Familien. Im Folgenden skizzieren wir beispielhaft Einsätze des Vereins:
Einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern konnten wir helfen, dass sie aus sehr beengten Wohnverhältnissen (ihr stand bei Verwandten für die Kinder und sich lediglich ein Raum zur Verfügung) in eine eigene Wohnung umziehen konnte. Hier haben wir vor allem die Mietkaution
gestellt. Weil aber die Wohnung im Erstbezug im Rohzustand übergeben wurde, finanzierte der Verein die Verlegung eines Bodens und die Kosten für den Erstanstrich der Wände. Bei der Übergabe der kleinen Weihnachtsgeschenke konnten wir uns davon überzeugen, hier vollkommen richtig investiert zu haben, denn die kleine Familie ist jetzt einfach sehr glücklich und kann sich „normalen“ Herausforderungen stellen. Dazu zählt, dass die alleinerziehende Mutter auf unsere Vermittlung hin davor steht, ihre Schul- und Berufsabschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen.
Im Sommer bat eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind zunächst in schwieriger finanzieller Lage (Lohnfortzahlungsauseinandersetzung mit dem Arbeitgeber vor Gericht) um einen Kredit im höheren, dreistelligen Bereich. Der Fall entwickelte sich rasch dramatisch, weil die alleinerziehende Mutter sich uns erst nach und nach öffnete. Innerhalb weniger Tage versuchten wir über eine Anwältin, Kontakte zu Jugendamt, Gemeinde und Jobcenter eine Zwangsräumung
der Wohnung zu umgehen, was aber nicht gelang. Also halfen wir beim Umzug in eine neue Wohnung durch Kautionsstellung. Leider stabilisierte sich die Situation nicht, was letztlich in einer dauerhaften Unterbringung des Sohnes in einer Jugendfürsorgeeinrichtung und danach beim leiblichen Vater endete. Trotz guter Einbindung in ein professionelles Netzwerk haben wir hier erlebt, dass es Fälle gibt, die uns überfordern, die wir abgeben müssen. Um solchen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken, werden wir zukünftig mit einem Katalog an Leitfragen an Erstkontaktgespräche herangehen.
Den Kindern einer alleinerziehenden Mutter ermöglichen wir es, ein- bis zweimal pro Woche am Training einer Taekwondo-Gruppe
teilzunehmen. Die Leistungen des Jobcenters „Bildung und Teilhabe“ reichen hier zur Deckung der Kosten für Training und Ausstattung nicht aus. Den Kindern macht das Training große Freude und die Mutter beobachtet eindeutig positive Auswirkungen auf Verhalten und schulische Leistungen.
Einer alleinerziehenden Mutter mit 3-jährigem Sohn haben wir über die Aktion Advent der guten Tat zu Herd
und Waschmaschine
verholfen, die das Jobcenter nicht genehmigt hatte. Außerdem finanzierten wir zwei Regale für das Kinderzimmer.
Einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern haben wir bei der Kaution für eine neue Wohnung geholfen. Sie zog aus der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Ehemann aus. Kurz nach dem Umzug gebar die Mutter ein drittes Baby. Sie habe die Schwangerschaft erst in der 36. Woche bemerkt. Wir haben bei der Erstausstattung
umfassend geholfen und über weitere Stellen wie beispielsweise Schwangerschaftsberatung der Caritas informiert.
Auf Vermittlung von Frau Krasniqi, Stadt Ellwangen, haben wir einer Kosovoalbanerin einen Buggy
für ihre 1-jährige Tochter aus unserem Email-Verteiler übergeben.
Bei einem Rechtsstreit bezüglich des Umgangsrechtes
mit dem gemeinsamen, zehnjährigen Sohn hatten wir uns bereit erklärt, einen Fahrdienst zu stellen, um den Sohn 14tägig von seinem Vater zur Mutter und wieder zurück zu bringen. Diese außergewöhnliche Verpflichtung unsererseits schien uns im Sinne des Kindes richtig. Es stellte sich nach dem zweiten Kontakt heraus, das die Gesamtsituation – insbesondere ist eine rationale Kommunikation zwischen den Eltern nicht möglich - das Kind überforderte. Die Verfahrenspflegerin des Kindes riet dazu, den Kontakt 1 – 2 Jahre ruhen zu lassen. In so verfahrenen Fällen sei es für ein Kind besser, wenn es zu einem Elternteil keinen Kontakt habe.
Der siebzehnjährigen Tochter einer Mutter, die wir schon lange begleiten, haben wir mit Gesprächen und einem Besuch im Berufsinformationszentrum in Aalen unterstützt. Es ging um die Neuorientierung
nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zur Verkäuferin. Leider ist die Situation sehr schwierig, weil die Tochter an Depressionen leidet, aber eine notwendige Therapie ablehnt.
Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die von Ellwangen in den benachbarten, bayrischen Landkreis Donau-Ries gezogen ist, haben wir in Gesprächen bestärkt, für beide Kinder auch den entsprechenden Schulwechsel
durchzuführen. Der ältere Sohn hätte beim Verbleib in Ellwangen mit unzumutbar langen Fahrzeiten umgehen müssen. Die freigewordene Wohnung konnten wir an ein Ehepaar mit zwei Kindern vermitteln, die wir schon seit einigen Jahren begleiten und die dringend eine neue Wohnung suchten.
Ein herzliches „Dankeschön“ sagen wir allen Spenderinnen und Spendern von Sach- und Geldmitteln im vergangenen Jahr. Dies tun wir auch im Namen aller Familien, die von uns Unterstützung erhalten. Wir freuen uns über eine wohlwollende Begleitung auch in Jahr 2018.
Bettina Vierkorn-Mack
(Vorsitzende)
Frank Keller
Stellv. Vorsitzender
März 2018